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«Der Mahnfinger hat hier nichts zu suchen»

Nichtberufsunfälle verursachen Kosten, administrativen Aufwand und personelle Belastungen. Viele Unternehmen suchen deswegen nach Möglichkeiten, ihre Mitarbeitenden für ein sicheres Verhalten in der Freizeit zu sensibilisieren. Die BFU bietet firmenspezifische Schulungen zur NBU-Prävention in Unternehmen an. Dabei sind Kreativität und Sensibilität gefragt.

Ist Freizeit gefährlicher als Arbeitszeit? Das lässt sich nicht so einfach beantworten. Wer die Unfallstatistik studiert, dem fällt jedoch auf, dass sich in der Schweiz deutlich mehr Menschen bei Nichtberufsunfällen, kurz NBU, verletzen als bei Arbeitsunfällen. Rund eine Million Menschen verunfallen jährlich in ihrer Freizeit. Mehr als 2400 dieser Unfälle enden tödlich. Neben persönlichem Leid entsteht dadurch ein materieller Schaden von rund 12 Milliarden Franken jährlich. Präventionsinstrumente der BFU sollen dabei helfen, diese Zahlen zu senken.

Wenn sich Freizeit mit Beruf mischt

Was aber hat der Arbeitgeber mit privaten Unfällen zu tun? NBU passieren zwar in der Freizeit, wirken sich jedoch massiv auf die Arbeitswelt aus. «Zwei von drei Mitarbeitenden fehlen wegen eines NBU am Arbeitsplatz. Diese Absenzen verursachen in Unternehmen hohe Kosten, grossen organisatorischen Aufwand, und sie können Teams belasten», sagt BFU-Beraterin Jeannette Jufer. «Viele Unternehmen haben dies erkannt und wollen etwas dagegen unternehmen.»

Die Firma SR Technics ist ein weltweit führender Anbieter von technischen Dienstleistungen in der Zivilluftfahrt. Das Unternehmen hat mehr als 3000 Mitarbeitende und verzeichnet seit der Umstellung auf eine für Risiken sensibilisierte Arbeitsweise nur eine geringe Zahl an Arbeitsunfällen. «Jedoch belastet uns die hohe Zahl der Freizeitunfälle», sagt Gitte Björn, verantwortlich für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz bei SR Technics.

Sie hat bei der BFU eine firmenspezifische Beratung zur NBU-Prävention gebucht. «Natürlich wollen wir unseren Mitarbeitenden nicht vorschreiben, wie sie ihre Freizeit zu gestalten haben. Uns geht es um die Wissensvermittlung und darum, wie wir die Gesundheit unserer Mitarbeitenden schützen können.»

Kurse der BFU für weniger Unfälle

Im eintägigen Kurs, der in den BFU-Räumlichkeiten in Bern oder am Firmensitz durchgeführt wird, lernen Sicherheitsverantwortliche von Unternehmen die gesetzlichen und statistischen Grundlagen der NBU-Prävention kennen. Jeannette Jufer zeigt die Auswirkungen von Freizeitunfällen auf das Unternehmen, die Verunfallten und das soziale Umfeld auf und hilft dabei, Instrumente zur Wissensvermittlung zu erarbeiten.

Das tönt komplizierter, als es ist. Das Hauptaugenmerk der Schulung liegt nämlich auf der Umsetzung der Massnahmen: Diese werden im Kurs mit den Teilnehmenden erarbeitet und ausprobiert. Bei SR Technics werden neben anderen Massnahmen künftig Balance-Übungssets zum Einsatz kommen. «Wir möchten aktive Prävention einführen, um die Fitness unserer Angestellten während der Arbeitszeit zu fördern. Dies sollte sich auch positiv auf deren Gesundheit in der Freizeit auswirken», so Gitte Björn.

Individuelle Angebote ohne Mahnfinger

Dass der Kurs auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten wird, findet Jeannette Jufer selbstverständlich. Schliesslich hat jeder Betrieb individuelle Rahmenbedingungen. «Der Mahnfinger hat hier jedoch nichts zu suchen. Da es uns gelingt, das Wissen um die NBU-Prävention mit ansprechenden Methoden zu vermitteln und auf die Bedürfnisse der Teilnehmenden einzugehen, kommt die Schulung durchwegs positiv an.»

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