Stefan Siegrist, ist Skifahren gefährlicher als Motorradfahren?
So pauschal kann man das nicht sagen. Aber es ist in der Tat so, dass es in der Schweiz pro Jahr mehr als doppelt so viele schwere Unfälle beim Skifahren als beim Motorradfahren gibt.
Dann bin ich mit dem Töff sicherer unterwegs als mit den Ski?
Auch das kann ich nicht pauschal mit Ja oder Nein beantworten. In der Schweiz fahren viel mehr Leute Ski als Motorrad. Zum Vergleich: Jeden Winter zieht es rund 3,5 Millionen Schweizer Schneesportlerinnen und Schneesportler in die Berge. In der Schweiz sind insgesamt aber «nur» rund 740 000 Motorräder registriert. Aber gerade weil in der Schweiz so viele Menschen Sport treiben – nicht nur Schneesport –, sind die Unfallzahlen mittlerweile sehr hoch.
Wie hoch?
Pro Jahr gibt es rund 420 000 Sportunfälle. Davon verletzen sich 51 000 Personen mittelschwer oder schwer. Das sind viermal mehr als im Strassenverkehr. Neben persönlichem Leid und Schmerz verursachen Sportunfälle jährlich auch materielle Kosten von über drei Milliarden Franken. Alles Tatsachen, die vielen nicht bewusst sind.
Also ist Sport doch Mord?
(lacht) Natürlich nicht! Sport ist gesund. Und es ist toll, dass die Schweizerinnen und Schweizer so aktiv sind. Aber man muss sich dessen bewusst sein, dass auch beim Sport Unfallgefahren lauern. Obwohl Sport ein Freizeitvergnügen ist und oft unserer Entspannung und der Gesundheit dient. Oder besser gesagt: Vor allem deshalb. Denn gerade in solchen Situationen denken wir oft nicht als erstes an die Unfallprävention. Dem wollen wir mit unserer neuen Sportkampagne entgegenwirken.
Die Leute sollen also immer einen Sicherheitscheck machen, bevor sie Fussball spielen?
Das Ziel der Sportkampagne ist, Bewusstsein zu schaffen. Bewusstsein dafür, dass Sportunfälle keine Bagatellen sind und es jedes Jahr viel zu viele davon gibt. Bewusstsein dafür, dass es eigentlich sehr einfach ist, das Unfallrisiko beim Sport zu reduzieren: durch die richtige Ausrüstung, Vorbereitung und Technik. Auf bfu.ch haben wir dazu Ratgeber mit Sicherheitstipps zu über 70 Sportarten aufgeschaltet.
Und wie kommt die BFU zu diesen Sicherheitstipps?
Bei uns arbeitet ein interdisziplinäres Team aus Statistikerinnen, Ingenieurwissenschaftlern, Psychologinnen und Bewegungsforschern. Entsprechend viel Know-how zur Sportunfallprävention haben wir zu bieten. Unsere Präventionsempfehlungen entwickeln wir evidenzbasiert. Im Fokus stehen die Sportarten, in denen besonders viele schwere Unfälle passieren: z. B. Schneesport, Wassersport oder Spielsportarten wie Fussball, Handball oder Eishockey.