Fokus

Ganz schön alt aussehen

Einführungstage für angehende BFU-Sicherheitsdelegierte sind richtig intensiv. Aber dass die Teilnehmenden dabei gleich um Jahre altern, hat einen anderen Grund.

Sie reisen aus der ganzen Schweiz an: aus Orpund im Seeland, herunter vom Gotthardmassiv aus Andermatt und sogar aus Ruggell im Fürstentum Liechtenstein. Aus kleinen, ländlichen, aber auch aus urbanen und bevölkerungsreichen Gemeinden. Sie arbeiten in der dortigen Bauverwaltung oder im Werkhof und bringen die besten Voraussetzungen mit für ihre zusätzliche Tätigkeit als BFU-Sicherheitsdelegierte. Für diese neue Aufgabe besuchen die von ihren Gemeinden gewählten Frauen und Männer den Einführungstag in der BFU in Bern.

An diesem Tag erhalten sie das Grundwissen für ihre Tätigkeit als Sicherheitsdelegierte. Wie sie Anfragen für Beratungen am besten entgegennehmen und dabei auf die Unterstützung der BFU zählen können. Oder wie sich baupolizeiliche Vorgaben von den Empfehlungen der BFU unterscheiden.

Wie sich alt sein anfühlt

Dass der Sturz die schweizweit häufigste Ursache für Nichtberufsunfälle ist, wird vertieft behandelt. Wer von den Folgen von Stürzen ganz besonders betroffen ist, spüren die neuen Sicherheitsdelegierten am eigenen Leib – weil sie sich im Handumdrehen in alte Menschen verwandeln. Die Utensilien dafür stecken in einem Koffer.

Mit dem Alterssimulationsanzug spüren die Sicherheitsdelegierten, wie sich Altsein anfühlt.

Als Erstes schnallen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer abgerundete Sohlen unter die Schuhe. Damit gehen sie mit dem unsicheren Gleichgewicht von älteren Menschen. Hand- und Fussgelenke, Knie, und Ellbogen werden straff mit Bandagen umwickelt. So fühlen sich versteifte Gelenke und verringerte Bewegungsfähigkeit an.

Mit dem Gehördämpfer hören die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht mehr deutlich, was um sie herum gesprochen wird. Eine Brille mit diffusen Gläsern schränkt Sehvermögen und Gesichtsfeld ein und verändert das Farbsehen. Und als Letztes kommt die 10 kg schwere Weste dazu. Die zieht ganz schön zu Boden. So fühlt sich alt sein an.

Eine Runde drehen

Mit diesem Alterssimulationsanzug ausgestattet, ziehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer los, durch die Treppenhäuser und die Korridore der BFU. Immer zu zweit, damit eine helfende Hand nicht weit ist. Denn die Situation, um Jahrzehnte gealtert mit steifen Gelenken und schlechten Augen Treppen zu steigen, ist irritierend.

Deutlich sind die Kommentare danach. «Eine Trittkantenmarkierung auf allen Treppenstufen ist unverzichtbar. Fehlt sie, kann ich die Stufen nicht mehr voneinander unterscheiden und fühle mich unsicher», findet eine Teilnehmerin. Plötzlich sei man froh um den Handlauf, meldet sich eine weitere Stimme.

«Mit diesem Versuch zeigen wir den Teilnehmenden, wie sichere Verhältnisse – also richtig konstruierte Treppen, Geländer oder Brüstungen – mit sicherem Verhalten, beispielsweise dem langsameren Gehen, als unfallpräventive Massnahmen zusammenspielen», zieht Kursleiter Daniel Blaser das Fazit aus dieser praktischen Übung.

Er gibt den neuen Sicherheitsdelegierten mit, wie sie das im praktischen Alltag bei Planung, Bau und Unterhalt umsetzen können: «Gefahrenquellen und Stolperfallen beseitigen, beispielsweise mit stufenlosen Eingängen. Für Treppen passende Trittverhältnisse und geeignete Stufenformen wählen. Normgerechte Geländer und Handläufe montieren. Auf die Markierung der Stufenkanten und die richtige Beleuchtung Wert legen. Und natürlich auch auf den regelmässigen Unterhalt achten.»

Dieses gesammelte Wissen aus dem Einführungstag nehmen die Sicherheitsdelegierten mit in ihre Ge-meinden – nach Orpund, Andermatt oder Ruggell. Dort verbessern sie mit ihrem Know-how die Sicherheit von öffentlichen Anlagen und Gebäuden für alle Benützerinnen und Benützer – ganz besonders für die Verletzlichsten.

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