Politische Position

Jugendliche Motorradlenkende BFU für Anhebung des Mindestalters

Im Jahr 2021 wurde jungen Motorradlenkenden der Zugang zu leistungsstärkeren Motorrädern gewährt. Diese Änderung blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Unfallzahlen: Die Zahl der schweren Unfälle von unter 18-Jährigen hat sich mehr als verdoppelt. Auf politischer Ebene wird eine erneute Anhebung der Altersgrenze gefordert. Die BFU unterstützt diese Forderung und sieht darüber hinaus auch Handlungsbedarf bei der Fahrausbildung.

Im Jahr 2021 wurde die Verkehrszulassungsverordnung (VZV) angepasst. Seither dürfen 15-Jährige in der Schweiz Motorräder und Roller bis 45 km/h fahren. 16-Jährige haben sogar Zugang zu 125-ccm-Maschinen. Obwohl keine Notwendigkeit bestand, sollten mit der Gesetzesanpassung in der Schweiz u. a. die gleichen Regelungen wie in einigen Ländern der EU übernommen werden. Dass jugendliche Motorradlenkende besonders unfallgefährdet sind, war schon damals bekannt. 

Seit der Senkung der Altersgrenze sind die Unfallzahlen signifikant angestiegen. Pro Jahr sind 135 Jugendliche im Alter zwischen 15 und 17 Jahren mit dem Töff schwer verunfallt, vier starben. Zum Vergleich: In den drei Jahren vor der Gesetzesänderung wurden im Durchschnitt 51 Jugendliche bei einem Motorradunfall schwer verletzt, einer kam ums Leben.

Unerfahrenheit trifft auf hohe Motorleistung

Die Entwicklung der Unfallzahlen zeigt, wie gefährlich die Kombination aus geringer Fahrerfahrung und erhöhter Motorleistung für junge Menschen ist. Dies ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: Auch nach der absolvierten Ausbildung und dem Erwerb des Fahrausweises sind die jungen Motorradlenkenden noch keine Profis im Strassenverkehr. Sie müssen die Beherrschung des Töffs noch weiter üben. Gleichzeitig haben sie erst wenig Erfahrung mit Motorfahrzeugen im Strassenverkehr, was zu Schwierigkeiten bei der Gefahrenerkennung und der Einschätzung von Verkehrssituationen führen kann. Hinzu kommen jugendspezifische Risikofaktoren: Bei jüngeren Menschen spielen eine tiefere Impulskontrolle, eine höhere Risikobereitschaft und Selbstüberschätzung eine wichtige Rolle.

Die Unfallstatistik zeigt nun, dass sich diese Faktoren stärker auf das Unfallrisiko auswirken, wenn das Einstiegsalter für leistungsstärkere und damit schnellere Motorräder tiefer ist. Höhere Geschwindigkeiten gehen allgemein mit einem höheren Unfallrisiko und im Falle eines Unfalls mit schwereren Verletzungen einher.

BFU fordert besseren Schutz 

Zwar hat der Bund als flankierende Massnahme die obligatorische praktische Grundschulung für Motorradfahrschülerinnen und -fahrschüler der Unterkategorie A1 von acht auf zwölf Stunden erhöht. Die Unfallzahlen zeigen jedoch, dass diese Massnahmen nicht ausreichen. Deshalb will der Bund jetzt weitere Massnahmen prüfen, z. B. bezüglich Inhalt oder Dauer der praktischen Grundschulung. Die BFU begrüsst, dass die Sicherheit der jugendlichen Motorradfahrenden gestärkt werden soll. Sie sieht insbesondere auch Handlungsbedarf bei der Grundschulung. Inhaltlich sollte z. B. ein stärkerer Fokus auf die Förderung der Risikokompetenzen gelegt werden.

Doch auch mit weiteren flankierenden Massnahmen bleiben jugendliche Motorradfahrende besonders unfallgefährdet. Für eine nachhaltige Reduktion der Unfallzahlen führt aus Sicht der BFU deshalb kein Weg an einer erneuten Anpassung der Verkehrszulassungsverordnung vorbei – so, wie sie in der Politik gefordert wird. Um jugendliche Motorradlenkende vor schweren Unfällen zu schützen, muss das Mindestalter für das Lenken von Kleinmotorrädern wieder auf 16 Jahre angehoben werden; der Zugang zu 125-ccm-Maschinen darf erst wieder ab 18 Jahren möglich sein.

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