Das weiche Herbstlicht hüllt das Strandbad an einem Westschweizer See wie in Watte. Statt des fröhlich-sommerlichen Badi-Soundtracks ist nur das vereinzelte Quaken der Enten zu hören. Für Cédric Eschmann ist die Saison jedoch nicht vorbei. Als Leiter der Abteilung Haus und Freizeit der BFU ist er nicht nur im Büro, sondern auch vor Ort im Einsatz. Gemeinsam mit Markus Nobs, einem Chef-Sicherheitsdelegierten der BFU, analysiert er die bauliche Sicherheit des markanten Sprungturms und seiner Umgebung.
Wie Wissen wirksam wird
Zwischen 2017 und 2021 sind in der Schweiz durchschnittlich 25 Menschen pro Jahr ertrunken. Mit baulichen Massnahmen lassen sich die Risiken für solche tragischen Ereignisse erheblich reduzieren. Hier kommt Cédric Eschmann ins Spiel. Als Spezialist für Sport- und Freizeitanlagen besitzt er fundiertes Wissen über Gefahrenquellen und deren Behebung. Wie stellt die BFU sicher, dass dieses Wissen in der Praxis Wirkung zeigt?
Cédric Eschmann erklärt: «Dafür haben wir mehrere Möglichkeiten. Oft kommt unser Kaskadensystem zum Zug: Wenn unsere Sicherheitsdelegierten beim Beraten von Behörden oder Anlagenbetreibern an fachliche Grenzen stossen, wenden sie sich an die zuständigen Chef-Sicherheitsdelegierten. Diese wiederum können mich hinzuziehen, falls sie zusätzliches Wissen benötigen. So wie Markus heute.»
Und wenn er selbst nicht weiterweiss? «Dann zapfe ich die Expertise der BFU-Präventionsforscherinnen und -Präventionsforscher an.» Auch mit ihren Publikationen verbreitet die BFU ihr Präventionswissen. So etwa mit der Fachdokumentation «Bäderanlagen», die konkrete Massnahmen für Planung, Bau und Betrieb von sicheren baulichen Infrastrukturen enthält. Beim Verfassen der Publikationen in einem interdisziplinären Team steuert Cédric Eschmann sein Wissen bei. Neben dem Führen seines Teams ist dies seine primäre Aufgabe. «Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen ist ausgezeichnet», stellt er zufrieden fest.
Auch Nicht-Weisungen können verbindlich sein
Cédric Eschmann ist es wichtig, dass er mit seiner Arbeit das Leben der Menschen sicherer macht. «Zwar haben wir keine Weisungsbefugnis», sagt er. «Aber eine Behörde kann beispielsweise verlangen, dass bei einem Bauprojekt die Empfehlungen der BFU berücksichtigt werden. Oder es passiert auch, dass ein Gericht unsere Expertise bei Haftungsfragen heranzieht. Manchmal verlangt sogar die Staatsanwaltschaft einen Expertenbericht von uns. Unsere Arbeit wird also gelesen und hat praktische Auswirkungen. Genau das habe ich in meinem früheren Job bei einer Behörde vermisst, wo ich vor allem strategisch unterwegs war.»
Null Risiko? Nicht realistisch
Vor dem Sprungturm führen Stufen ins Wasser. Mit ihnen stimmt etwas nicht. Man spürt es intuitiv, aber das ungeschulte Auge erkennt die Ursache nicht. Cédric Eschmann und Markus Nobs sind sich sofort einig: Das Trittverhältnis ist falsch, die Stufen sind zu hoch und zu breit. «Das kann gefährlich werden», kommentiert Cédric Eschmann. «Man kann stolpern und aufschlagen. Unter dem Wasserspiegel sieht man die Stufen kaum, das birgt ein zusätzliches Risiko.»
In der Fachdokumentation ist beschrieben, wie eine sichere Treppe beschaffen ist. So sollten ab einer bestimmten Höhe der Stufen deren Kanten auf einer Breite von vier bis fünf Zentimetern mit einer Kontrastfarbe gekennzeichnet sein. Dieses Problem zu lösen, ist demnach ziemlich einfach.
Komplizierter ist es, den denkmalgeschützten Sprungturm sicherer zu machen. Dazu Cédric Eschmann: «Hier haben wir die Lösung in einer Konsensdiskussion mit der Eigentümerin, dem Betreiber und der Denkmalpflege erarbeitet. Wir definierten gemeinsam, welche Risiken für alle Beteiligten akzeptabel sind.» Ganz alle Risiken zu eliminieren, sei nicht möglich, weiss der Ex-Swissair-Pilot auch aus seiner Zeit im Cockpit.
Die Themenvielfalt macht Freude
Auf Cédric Eschmanns Radar tauchen immer wieder neue Themen auf. Sei es im Strandbad, in nationalen und internationalen Normengremien, in denen er mitwirkt, beim Erarbeiten von Grundlagen, in Diskussionen mit der Industrie oder beim Leiten seines Teams. «Diese Vielfalt bereichert mich und macht meinen Job spannend.» Was kommt als nächstes? «Das Building Information Modelling (BIM) beschäftigt uns schon heute. Wie können wir unsere Erkenntnisse und Empfehlungen in BIM-Prozesse einbringen? In die BIM-Software einbauen? Das Thema wird richtig gross – ich freue mich darauf.»
Machen Sie mit uns Menschen sicherer
Ein Job bei der BFU bedeutet mehr als nur arbeiten. Hier finden zupackende Profis aus unterschiedlichsten Berufen zusammen, um Unfälle wirksam zu verhüten.